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Beste Freunde: Schlegel & WD40

Aus alt macht jung, wie geschmiert, im Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine:  In unserer Werkstatt

Schauplatz: Die Werkhalle bei EDI in Lyss. Oder lieber Werkstatt? Willi Ramseier nennt sie lieber «Schmitte».Als Werkstattleiter arbeitet der gelernte Schlosser seit 2007 bei EDI Lyss. Von hier aus werden alle unsere Mulden, Container und Boxen aus der ganzen Bühlmann Recycling Gruppe repariert. Davor war er 23 Jahre lang bei der Traditionsfirma Aschwanden als Chef von 35 Mitarbeitern in Lyss tätig. Ihre Spezialität ist seit 1949 die Entwicklung und Produktion von Lösungen und Systemen für die Bewehrung und die Kraftübertragung im Stahlbetonbau, die es in verschiedenen Baubereichen braucht.

Dem gebürtigen Emmentaler aus dem Bretzeli-Paradies Trubschachen gefällt sein Wirkungskreis bei EDI sehr, «sonst würde ich doch nicht nach meinem Rentenalter gerne weiterarbeiten», meint er lachend. Und ja, weil Komplimente Freude bereiten sollen: Willi Ramseier gibt man glatt 10 Jahre weniger als 66. 

Im Werkstatt-Team arbeiten mit Ramseier insgesamt neun Leute. Sie stopfen Löcher in den Boxen und Mulden, beulen sie aus, schneiden und biegen passgenaue, neue Muldendeckel. Das geschieht in mehreren Blechteilen, die nach dem Zuschneiden und Biegen aneinander zusammengeschweisst auf die erforderte Grösse werden. Bei einer 30m3 Mulde ist der Deckel 6 x 2.5 Meter gross, bei einer 44m3 Mulde 8 x 2.5 Meter.

Ein jeder Mitarbeiter hat seine eigene Werkbank. Konstantin flickt gerade eine Kolbenstange am Stappler, ein Motor für die externe Mechaniker-Bude ist schon ausgebaut. Es zischt und funkelt an allen Ecken und Enden: Mit Schweissgeräten werden die Löcher im Metall verschweisst. Der Hammer ist eine Art «Hau-den-Lukas», unüberhörbar laut, ganz ohne Chiubi: Ein 11 Kilo schwerer Schlegel ist für das Ausbeulen von Seitenwänden und Kanten mit Muskelkraft das Gerät der Stunde. Willi Ramseier hat Recht, wenn er sagt: «Das Boxen-Ausbeulen erspart das Fitnessstudio.» Die Handhabung des Schlegels muss wohl sein persönliches Verjüngungsrezept sein, denn nach drei mageren Schlägen gab das hier schreibende Fitness-Mitglied Forfait. 

Willi hat die Werkstatt auf eigene Fäuste eingerichtet, damals vor 15 Jahren, als er noch alleine in der stetig wachsenden Werkstatt war: Eine Schweissanlage, eine Säge, eine Schere, die Abkanntpresse, ein Schneidbrenner und ein grosser Schlegel sind Basics: «Das was wir nun hören, das ist mein bester Freund, der Schlegel.» Bei Bauten von Wänden braucht es zusätzlich eine Hebebühne, bei Arbeiten in der Höhe sowieso. 

Warum werden Beulen oder Dellen gerichtet? «Im täglichen Betrieb mit dem Bagger entstehen beim Beladen Beulen. Diese sind schuld, wenn ein Deckel oder die Rollen nicht mehr passen. Es gibt auch ‘schwangere’ Mulden, die vom Liefer-Inhalt ausgebeult werden und komplett neue Seitenwände brauchen.» Dabei wird von Hand, mit dem Schlegelschlag, mit Wärme vom Schweissbrenner und mit einer mobilen hydraulischen Presse, die gegen die Beule drückt, gerichtet: «Wir können dabei kalt oder warm ausbeulen. Je nach Situation. Unsere Devise lautet: Wir reparieren so gut wie nötig, nicht: so gut wie möglich. Die Funktion und Sicherheit müssen gewährleistet sein, die Passgenauigkeit und die Breite der Mulden stimmen,» unterstreicht Willi Ramseier die Notwendigkeit von soliden und sicheren Mulden.

So eine Mulde muss viel aushalten und trägt kostbares Recyclinggut für den Weitergewinn von Rohstoffen von A nach B. Schon beim Beladen muss sie sehr standhaft und tapfer bleiben: Der Greifarm des Baggers schwingt die Last in luftiger Höhe und geht beim Füllen mehr oder weniger grob um. «Etwas Sorge tragen beim Beladen, auch wenn es dafür eine Minute länger dauert, das wünsche ich mir manchmal, bevor wir 4 bis 5 Stunden lang ausbeulen. Es ist halt nicht einfach nur eine Schrottmulde. Dass der lose Greifer beim Manövrieren mehr Übung braucht als eine fixe Baggerschaufel, das bin ich mir schon bewusst», kommentiert Willi Ramseier einen Arbeitsschritt, der eben Dellen und Beulen verursacht. 

Schöne und saubere Mulden sind die beste Visitenkarte der Firma, und das sieht Willi Ramseier genauso. Nicht nur das Verhalten des Chauffeurs, aber der Zustand seines Fahrzeuges hinterlassen den guten Eindruck für das Ansehen der Firma. Eine neue Mulde kostet zwischen je nach Grösse zwischen 7’000 bis 10’000 Franken. Wie lange diese repariert wird, das erklärt Willi Ramseier so: «Alles was nach Mulde aussieht, wird geflickt. Rostteile werden mit neuem Blech ersetzt. Böden und Seitenwände ausgewechselt. Eine Mulde wird normal 20 Jahre alt. Im Schrottbereich ist es etwas schwieriger wegen der hohen Beanspruchung.» 

An einer Mulde gibt es viele heikle Stellen, neben Deckel und Gehäuse, die in die sorgenden Hände der Werkstatt-Mitarbeitenden kommen. Dazu ergänzt Willi Ramseier: «Die Abroll-Rollen, die Schienen, der Haken, der Hydraulikzylinder, und ja diese Aufstiegsleitern hinten, die gehen am Lastwagen oft kaputt. Hier in der Werkstatt werden auch Fahrzeuge geflickt, etwas weniges an Mechanik, weil die Serviceverträge mit den Garagen laufen. An den Stapplern, der Sortieranlage, an der Schere oder am Shredder reparieren wir ebenso. Da ersetzen wir Lager, Förderbänder oder Rollen. So gestern am Steigförderer vom Shredder, da haben wir eine Rolle ausgebaut. Da gibt es nichts mehr zu flicken, die muss heute mit einer neuen ersetzt werden.»Nachschub an Ersatzteilen holt Willi Ramseier entweder selber bei Lieferanten ab oder bestellt sie in genügender Menge an Lager: «Die Lagerbewirtschaftung für Ersatzteile muss viel vorausschauender als früher sein. Es gibt zwei bis drei Monate Verzögerungen. Ein 159er Rohr war früher einfach verfügbar und heute ist dieses 0815-Teil ein Problem. Alternativen habe ich natürlich schon im worst case. Wir könnten diese Rollen im Notfall selber machen. Mein bestehender Vorrat an 50 Rollen entspricht etwa einem benötigten Jahresbedarf.» Auch beim Bezug von Blech hat Ramseier vorgesorgt und das Ersatzteillager aufgestockt. 

Unsere beiden Werkstattchefs Willi Ramseier und Christian Schranz in Cressier, technischer Leiter aus der ganzen Gruppe, arbeiten übrigens zusammen, bei Bedarf tauschen sie sich aus, arbeiten bei Grossprojekten mit ihren Teams zusammen, und bestellt wird gemeinsam. 

PS: Eine 19jährige Mulde bekam an diesem Tag übrigens ein neues Leben: ein neuer Boden unter den Füssen, ein neuer Hydraulikzylinder zum geschmeidigen Abrollen und – neues Öl für ihre Verjüngungskur.