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Awesome Ladies

Hier geht es zum Tatort der EDI Entsorgungsdienste Lyss: Eine konzentrierte, nicht minder produktive, aber freundschaftliche Stimmung um zwei Frauen und ein paar flotte Jungs, die an der Annahmestelle arbeiten, doch hier geht es um Sigrun und Liliane.

Sigrun Kysela ist gerade am Einwägen. Manchmal mit oder ohne einen Menschen auf der Waage. Sie muss das kontrollieren, ob er seine Kilos mit wägen will 😉 Es gibt entweder die Fracht eines PW’s mit oder ohne Anhängsel, also mit oder ohne Person drin. Vor dem Ablad und nach dem Ablad der Fracht wird gewogen und die Differenz abgezogen. Es herrscht Hochbetrieb, Liliane Kindler ist draussen mit den Privaten, die emsig und viel entsorgen. Sie hilft, dass ein Beachvolley-Netz, ein defektes Planschbecken mit Reinigungsroboter, Glas und Sperrmüll jeweils im korrekten Container landen. Es ist Dienstag, Herbstbeginn.

Schwergewicht

Der eine kommt mit einer Ladung aus Inertstoffen, der andere Private mit einer Europalette voller Elektroschrott, zwei Profi-Camions voller Pneus oder Folien fahren nach hinten zum Ablad, direkt in die Halle. Mit Sigrun ist die Momentaufnahme fast wie auf dem türkischen Bazar: Die Plättli im Ankauf in Euro hätten schliesslich pro Kubik weniger gekostet, wieso jetzt für die Entsorgung mehr bezahlen? Sigrun antwortet freundlich und souverän: «Dann entsorgen Sie die Plättli besser dort, wo Sie sie herhaben.» Ein unangenehmer Umstand, wenn die Ware im Ankauf weniger kostet, als sie hier zu entsorgen. Schon bestellt Sigrun einen Stapler für privaten Elektroschrott, um das Material in der Europalette vom Anhänger zu holen. Ob er ein Sammler war oder den Elektromüll von Opa entsorgt? Da gibt es nämlich nach dem Stapler elektroschrottiges Gewicht aus der Europalette zu hieven, das der Private zwar gratis wegen der vorgezogenen Recycling-Gebühr entsorgen aber nicht selber tragen kann. Doch wer hilft, diese elektrischen unidentified subjects (UFO) in die entsprechende Mulde zu heben: Sigrun Kysela.

Im Dreamteam

Hilfe kommt sofort von den Jungs. «Ich mache hier nichts alleine, Liliane und ich sind in einem superhilfsbereiten Team am Arbeiten.» Sigrun Kysela arbeitet seit rund drei Jahren bei EDI in Lyss. Sie kommt unüberhörbar aus dem Zürcher Unterland, lebt in Müntschemier und hatte mit ihrem Mann als selbstständig Erwerbende eine Schlosserei und Schmitte in Rosshäusern betriebenWas ihr viel Freude an der Arbeit macht: «Die Abwechslung, diese Vielseitigkeit. Ich bin viel draussen, auf den Beinen und in Bewegung. Ich darf im Büro arbeiten, was ich sehr gerne mache, bin aber nicht den ganzen Tag eingesperrt. Und ich bin mit so vielen Menschen zusammen. Wir arbeiten super im Team und ich habe laufend mit Lieferanten, Abnehmern und Privaten zu tun.» 

Zu allen vier Jahreszeiten

Auf die extremen Wetterbedingungen können sich alle Mitarbeitende einstellen, dazu meint Sigrun: «Ein Paar Socken mehr anziehen, eine dickere Sohle rein, und in der Annahmestelle gibt es eine Heizung, um sich aufzuwärmen – im Sommer dient eine Klimaanlage für den kühlen Kopf.» Als Quereinsteigerin galt es, im learning by doing, Materialien zu kennen und Abläufe zu lernen – Sigrun koordiniert in der Annahmestelle die Lieferungen an Gewicht, Materialien und schiebt die internen Prozesse an, um das Gut korrekt zu recyclen. Das kann Liliane alles auch, wenn Sigrun mal weg ist.

Braun ist nicht Grün

Was kann die fröhliche aufgestellte Frau nerven? «Gewisse Reaktionen von Menschen mit ihrer Besserwisserei. Der Unterschied zwischen Braun und Grün im Flaschenglas ist oft nicht einfach zu erkennen. Da nervt es einfach, wenn ich den Leuten erklären muss, dass ich die Glasflaschen in Schwerarbeit von Hand mit einer Klammer aus dem Container rausfischen muss, und sie mir entgegnen, sie hätten das schon immer so gemacht.» Dabei klärt Sigrun die Kundschaft auf, dass nicht jeder Glas-Abnehmer die gleichen Bedingungen hat, dass die Recyclingprozesse verschieden ausfallen, und bei EDI die Farben eben einfach ohne Diskussion vorgetrennt werden. 

Respect

«Bitte 3.40 Franken für Ihren gemischten Abfall, etwas Holz, Spraydosen und Kunststoff. Vielen Dank!» sagt Liliane Kindler freundlich und trennt weiter, was die Leute angebracht haben. Die Seeländerin wohnt heute in Grossaffoltern. Sie kümmert sich auch um Sonderabfälle, wie Öl, Farben, Spraydosen, Lacke, nimmt von Hand Elektroschrott auseinander in der Schadstoffentfrachtung oder trennt in der Mulde Holz, Kunststoff und Metall vom Abfall. Das ist schwere Arbeit, die eigentlich Anerkennung verdient: «Wenn dich dann die Leute von oben herab ansehen und dich als Ghüderfrau behandeln, dann kann ich zum Glück drüberstehen.» Liliane hat sich ihrer Sanftmut zum Trotz in ihrer beruflichen Laufbahn ein dickes Fell angelegt, ist aktiv und jung geblieben. 

Von Mensch zu Mensch 

Seit fünf Jahren arbeitet Liliane bei EDI, vorher war sie im Kunden- und Aussendienst als Promoterin in der Lebensmittelbranche tätig, so an Messen und Degustationen. Liliane kann gut mit Menschen, das zahlt sich auch an der Sammelstelle aus: «Aller Freundlichkeit zum Trotz, etwas Haare auf den Zähnen brauche ich schon. So beispielsweise, wenn ich einen Karton mit darin verstecktem Müll entdecke. Ist der fehlbare Kunde noch auf Platz, was zwar selten vorkommt, kann ich ihn darauf ansprechen. Damit er versteht, dass eine Sortierung bei ihm zuhause nicht nur unsere Arbeit erleichtert, sondern auch dem Recycling hilft.»

Die siebenfache Grossmutter Liliane hat im höheren Kader bei der Post im Verkauf gearbeitet, auf mehrheitlich männlicher Etage. Deshalb kann sie auch gut im Männerteam arbeiten, kennt keine Berührungsängste, erkannte aber den Wandel: «Als der Verkauf am Telefon immer mehr zugelegt hat, bin ich lieber als Promoterin unterwegs gewesen, denn für mich findet Verkauf in der direkten Begegnung mit Menschen statt.» 

Recycling beginnt Zuhause
An der Sammelstelle treffen auch Menschen direkt aufeinander und überall dort, wo Menschen Müll produzieren, sind es auch Menschen, die ihn trennen und entsorgen. Nicht nur in Lyss bei den EDI Entsorgungsdiensten. 

So gilt im Namen eines funktionierenden Recycling-Prozesses: Jede Vorarbeit wird wertgeschätzt, indem schon Zuhause vorsortiert wird, die beschilderten Boxen gelesen werden und damit effizient entsorgt wird. Alle Mitarbeitenden an jeder Annahmestelle sind dafür dankbar – auch unsere beiden Ladies, Liliane und Sigrun!