Verpackungen, Aktuelles, Kunststoff, Sortierprozesse, Umwelt

Food in Mogelpackungen

Auch wenn wir uns wiederholen mögen, die Verpackungsindustrie macht uns Konsumenten und Recyclisten mit ihren Verbundstoffen keinen Gefallen – allen Lebensmittelhygiene-Gesetzen zum Trotz, reine Verpackungen, die als Stoffe voneinander sortenrein trennbar sind, sind wünschenswert.

Sie bleibt ein Dauerbrenner: Die Pizzaschachtel. In jedem gefühlten Monatszyklus landen die grossen Fragen an die Presse, was an einer Pizzaschachtel im Karton entsorgt so falsch sei. Wir können von unserer Seite berichten, wie wir zu diversen Lebensmittelverpackungen stehen, und warum Milchverpackungen aus Tetrapak kaum recyclierbar sind und Milchflaschen aus Polyethylen in der Bauindustrie doch nicht mehr auf dem Getränkemarkt landen.

Denn nicht jedes Material ist für das Recycling und die Gewinnung von Sekundärrohstoffen geeignet. Das nennt sich Greenwashing, wenn wir eine Haltung vorgeben würden, mehr für die Umwelt zu tun, als uns eigentlich möglich ist. Ein paar Beispiele gefällig? Eine Pizzaschachtel mit Aluminium-Beschichtung für die Wärmespeicherung oder mit Essensresten aus Fett ist kein reiner Karton. Wir müssten die Alubeschichtung manuell vom Karton trennen und uns wegen Salami- und Mozzarella-Resten vor Ungeziefer hüten. Genauso komplex steht es um den Tetrapak-Milchbehälter, der mit seinem Restinhalt und seiner Zusammensetzung ein Recycling schier unmöglich macht, weil da ja kein reiner Karton drinsteckt – und ein paar zähe Milchbakterien.

Auch wenn wir uns wiederholen mögen, die Verpackungsindustrie macht uns Konsumenten und Recyclisten mit ihren Verbundstoffen keinen Gefallen – allen Lebensmittelhygiene-Gesetzen zum Trotz, reine Verpackungen, die als Stoffe voneinander sortenrein trennbar sind, sind wünschenswert. Nichts gegen Convenience, das bequeme Essen vom Pizzakurier oder von der Tankstelle: Doch warum ist das Clubsandwich eines bekannten regionalen Fleischproduzenten neu in einer aus Papier aussehenden Folie verpackt? Das ist eine Mogelpackung und Greenwashing zugleich. Eine Aluminiumfolie wäre immerhin recyclierbar. Nachhaltige und wiederverwendbare Lebensmittelverpackungen stehen oben auf der Wunschliste – weniger Plastik sowieso und bitte auch keine Verbundstoffe, die keinem reinen Recyclingmaterial zuzuordnen sind!

Die Meinungen von Verbrauchern werden zu Recht bissiger, weil die Verunsicherung an der Sammelstelle steigt. Wohin nun mit der Folie, die wie Papier sein möchte? Sollte der Boden der Pizzaschachtel gewaschen, der Deckel abgeschnitten oder doch lieber sperrig im Abfallsack verstaut werden? Wir raten euch zur dritten Variante: drückt die leere Pizzaschachtel mit eurem Eigengewicht zusammen, steht drauf und macht sie klein, denn sie gehört in den Abfall. Alle Verpackungen mit Essenresten könnt ihr sowieso in den Müll schmeissen. Jede Lachsschale oder der Styroporboden des Poulets sind verschmutzt, schaden auch uns, weil wir als Recyclisten saubere Arbeit verrichten und keine Müllmänner und Müllfrauen sind. Auswaschen mit heissem Wasser und Seife nützt wenig, weil dies hygienisch und energetisch fragwürdig ist.

Recycling funktioniert nur dann, wenn das Material eindeutig und sein Stoff sortenrein ist, von uns reiner gemacht werden kann und bis zum höchsten Grad an Reinheit wieder in den Kreislauf für neue Rohstoffe gelangen kann. Ihr dürft uns auch immer fragen, wenn etwas unklar ist. Dass wir eure Milchflaschen aus Kunststoff in unserem PE-Recycling weiterverarbeiten, hat auch seinen Grund: Anders als im PET-Recycling für ein nächstes Leben als Getränkeflasche, können in einer recyclierten PE-Milchtrinkflasche keine neuen Milchprodukte abgefüllt werden. Das reine recyclierte Polyethylen PE kommt zurück in die Bauindustrie als Rohr oder als Kabelmantel.

Mehr zum Thema Kunststoff und Lebensmittelverpackungen findet ihr auf Französisch und Deutsch unter diesen Links:

https://corporate.migros.ch/de/Magazin/2019/plastik-recycling.html

https://www.rts.ch/info/monde/14481307-comment-le-rwanda-sest-debarrasse-du-plastique-jetable-pour-preserver-lenvironnement.html

https://www.arte.tv/de/videos/110062-000-A/fragestunde-plastikmuell/